Maja Weber, Dozentin und ZDF-Journalistin.
Ich bin eine der Dozentinnen an der Reporterfabrik und ZDF-Journalistin. Wir Journalisten haben gemerkt, dass wir es heutzutage mit anderen Zuschauern und Lesern zu tun haben. Sie wollen wissen, wie unsere Nachrichten und Berichte, wie unsere Meldungen und Filmbeiträge entstehen. Unsere Idee ist ganz einfach: Wir möchten, dass möglichst viele Menschen verstehen, wie Medien ihr Leben beeinflussen; und was sie beachten sollten, wenn sie selbst Texte, Fotos oder Videos veröffentlichen, auf Facebook, YouTube oder Instagram, in Kommentarspalten oder im eigenen Blog. Vor 20 Jahren bestimmten die klassischen Medien, also Zeitungen, Zeitschriften, TV-Sender, Radiostationen, was wir lesen, sehen, hören. Heutzutage sind soziale Medien für viele die wichtigste Informationsquelle geworden, und die User müssen selbst entscheiden, welchen Informationen sie trauen. Sie werden zu ihren eigenen Chef-Redakteuren: Wie erkenne ich Fake News? Wie benutze ich Mediatheken? Wie google ich richtig?
Und wer soziale Medien füttert mit eigenen Fotos und Texten, muss Antworten finden auf Fragen, die jeder Journalist während seiner Ausbildung gelernt hat: Wer muss mir Auskunft geben? Welche Fotos darf ich veröffentlichen? Wie muss ich die Privatssphäre schützen? Wie überprüfe ich Informationen?
Journalist zu sein, ist mehr als gut recherchieren und gut schreiben zu können. Unser Job ist es, unsere Leser und Zuschauer so mit Informationen zu beliefern, dass sie sich als Staatsbürger eine eigene Meinung bilden und in der Demokratie fundiert mitwirken können. Dazu gehört auch: uns zu kritisieren. Journalisten müssen lernen, damit besser umzugehen als in der Vergangenheit. Früher gab es hin und wieder Leser- und Zuschauerpost. Heute nutzt unser Publikum die sozialen Medien, um uns zu kritisieren und zu korrigieren. Damit konstruktiv umzugehen, kann man lernen. Die neuen Chancen der Digitalisierung zu geniessen statt zu fürchten, auch das müssen wir lernen.
Das bedeutet für alle Journalistinnen und Journalisten: noch sorgfältiger und transparenter zu arbeiten. Darum möchten wir mit der Reporterfabrik dazu beitragen, dass sich Redakteure und Reporter weiterbilden, sich neue Möglichkeiten der Recherche und des Berichtens aneignen und ein neues Verhältnis zu ihrem Publikum entwickeln. So kann eine redaktionelle Gesellschaft zum Vorteil aller entstehen!